TALENTSCHMIEDE TSV

VON WOLFGANG KRZIZOK

Ebenso wie bei den Männern wird auch bei den Frauen in der höchsten deutschen Eishockey-Liga gespielt – trotz Corona. Sieben Mannschaften kämpfen derzeit in der Frauen-Bundesliga um den Einzug in die DM-Endrunde. Die besten vier Teams spielen das Finalturnier in Füssen. Mit dem ERC Ingolstadt, dem ESC Planegg-Würmtal und den Indians vom ECDC Memmingen haben sich die drei Favoriten bereits qualifiziert. In den Kaderlisten der Top-Teams Planegg und Ingolstadt finden sich zahlreiche Spielerinnen wieder, die aus dem Erdinger Nachwuchs stammen – und privat nach wie vor besten Kontakt haben.

Sechsmal in zehn Jahren hat der ESC Planegg-Würmtal den Titel errungen (2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2017), dreimal die Indians aus Memmingen (2016, 2018, 2019). Ingolstadt wurde noch nie Meister, in den vergangenen Jahren einmal Zweiter und fünfmal Dritter. Vergangenes Jahr standen sich Planegg und Memmingen im Finale in der Serie Best-of-three gegenüber. Nach dem Sieg in Spiel eins für Planegg wurde die Saison wegen der Corona-Pandemie abgebrochen und kein Meister gekürt.

„Am Anfang habe ich mich geärgert und gedacht, bei den Männern hätten sie die Saison sicher nicht abgebrochen, denn es wären ja noch maximal zwei Spiele an einem Wochenende gewesen“, erzählt Franziska Feldmeier, die schon dreimal den Titel mit Planegg gewonnen hat. „Aber im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass es wahrscheinlich die richtige Entscheidung war.“

Gerne denkt sie an den TSV Erding zurück. „Ich bin immer noch begeistert von meiner Zeit in Erding, die Nachwuchsarbeit war zu meiner Zeit richtig gut“, schwärmt die 22-Jährige. „Ich habe da sehr viel gelernt, hatte viele gute Trainer, und es war immer selbstverständlich, dass wir mit den Buben zusammengespielt haben.“

Ihre damalige und heutige Teamkollegin Tabea Botthof fügt an: „Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, ist es aber nicht.“ Speziell im Nachwuchs von höherklassigen Clubs höre man immer wieder Klagen von Seiten der Mädchen, was Feldmeier bestätigt. „Da kommen öfter dumme Kommentare“, weiß sie. „Aber Erding empfand ich immer als sehr coolen Verein.“ Und Botthof ergänzt: „Man sieht ja, wo die Erdingerinnen alle gelandet sind.“

Das bestätigt auch Sorsha Sabus, die jetzt das Trikot des ERC Ingolstadt trägt. Sie war damals aus ihrer Geburtsstadt Landshut gekommen, „denn die beim EVL wollten keine Mädchen mehr in der Mannschaft“. In Erding sei sie „sofort aufgenommen worden, und ich durfte auch hochspielen“. Was sie besonders cool fand: „In Erding hatten wir sogar eine komplette Mädchen-Reihe auf dem Eis, inklusive Torhüterin.“

Natürlich wurden damals die Verantwortlichen von Frauenmannschaften aus der Region auf die Erdinger Mädels aufmerksam. Besonders aktiv war Michael Lehmann, der damals den ESC Planegg trainierte. „Der Michi hat die jungen Spielerinnen zum Training eingeladen, und so hat sich das ergeben, dass fast alle, zum Teil mit Doppellizenz, zum ESC gewechselt sind“, erinnert sich Feldmeier. Und so landeten neben ihr, Botthof und Sabus unter anderem noch die Erdinger Nachwuchsspielerinnen Sonja Pleyer, Luisa Kaiser, Larissa Eicher, Jessica Hammerl, Bernadette Karpf, Tamara Lan Yee Chiu und Celina Haider, die auch schon im Dorfener Nachwuchs gespielt hat, in Planegg. Dazu stieß Torhüterin Franziska Albl zum Team, die gebürtige Füssenerin hütete in der Saison 2015/16 den Kasten der Erding Gladiators in der Bayernliga.

Eicher (2019) und Kaiser (2020) haben ihre Eishockey-Laufbahn beendet. Für Sabus, Hammerl, Haider, Karpf (nach sechs deutschen Meisterschaften und drei Pokalsiegen) und Lan Yee Chin (nach fünf deutschen Meisterschaften und zwei Pokalsiegen) führte der Weg dann weiter nach Ingolstadt.

Sabus stand 2014, als 14-Jährige, im Planegger Meisterteam. „Die Medaille habe ich noch daheim. Ich bin damals nicht oft drangekommen, also wirklich beteiligt war ich nicht.“ Der Kader sei „riesig“ gewesen, und die Jüngeren seien logischerweise nicht so zum Zug gekommen. „Der Ingolstädter Trainer sagte: ,Komm doch zu uns!‘ Das habe ich gemacht, mir gefällt’s sehr gut.“

Und sportlich läuft es bei den Ingolstädterinnen in dieser Saison richtig gut. Nach einem eher durchwachsenen Start feierte der ERC zuletzt 13 Siege in Serie, „und deshalb bin ich ganz zuversichtlich, dass wir um den Titel mitspielen werden“, sagt Sabus. Allerdings dürfe man sich nicht zu sicher sein, „denn die Bundesliga ist definitiv ausgeglichener als in den letzten Jahren“.

Das bestätigen auch die Planeggerinnen, die bei zwei Spielen weniger neun Punkte Rückstand auf Ingolstadt haben. „Man merkt, dass sich die Frauen-Bundesliga permanent weiterentwickelt und die Mannschaften enger zusammengerückt sind“, stellt Feldmeier fest. In den ersten beiden Aufeinandertreffen mit Ingolstadt hat Planegg einmal 6:1 gewonnen und musste sich beim zweiten Mal 2:3 nach Verlängerung geschlagen geben. Wären da, so Feldmeier, „nicht die zwei unglücklichen Niederlagen gegen Mannheim und Berlin gewesen“, würde der ESC ganz oben stehen. Aber an der Spitze kann sich durchaus noch etwas tun, denn Ingolstadt spielt noch je zweimal gegen Planegg und den Tabellendritten Memmingen, der nur einen Zähler weniger als der ESC aufweist.

Ihren Teil beitragen will natürlich Botthof, die eigentlich gar nicht hier sein sollte, verteidigte sie doch in den vergangenen zwei Spielzeiten für die Yale University in den USA. „Ich mache aber jetzt ein Jahr Studienpause, weil die Saison wegen Corona ausgefallen ist“, erklärt die 20-Jährige. „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich gleich wieder in Planegg mit den Mädels spielen konnte, und wohnen kann ich ja bei meinen Eltern in Erding.“ Im August geht es wieder nach Yale, für weitere zwei Jahre.

An diesem Wochenende stehen erst einmal drei Länderspiele gegen die Schweiz in Romanshorn auf dem Programm, unter anderem mit Feldmeier und Botthof, ehe kommendes Wochenende die Punktrunde weitergeht. Diese endet am 7. März, dann entscheidet sich, wer als viertes Team in die Finalrunde einzieht. Die Entscheidung wird zwischen Mannheim und Berlin fallen. Obwohl die ehemaligen Erdingerinnen jetzt in verschiedenen Mannschaften stehen, sind sie sich nach wie vor freundschaftlich verbunden. „Wir haben eine Whatsapp-Gruppe, in der wir die neuesten Neuigkeiten austauschen und stehen auch sonst in regem Austausch, treffen uns auch manchmal zum Essen oder zu Spieleabenden“, erzählt Sabus. „Aber wenn wir gegeneinander spielen, dann ist das schon was ganz Besonderes.“ Da müssen die alten Erdinger Freundschaften ruhen – aber nur kurz.

Foto: Johannes Traub

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