von Wolfgang Krzizok
Erding Gladiators – ESC Kempten 7:6 n.P. (2:1, 2:1, 2:4, 0:0, 1:0)
Was war das für eine Show. Beim offiziellen Eröffnungsspiel der Eishockey-Bayernliga am Samstagabend zwischen den Erding Gladiators und dem ESC Kempten Sharks blieben keine Wünsche offen. „Das war Werbung fürs Eishockey und eines Eröffnungsspiels absolut würdig – da war alles geboten“, meinte Sharks-Trainer Carsten Gosdek nach dem 7:6 nach Penaltyschießen (2:1, 2:1, 2:4; 1:0) für Erding vor 850 restlos begeisterten Zuschauern. Aber nicht nur das Spiel, auch die Eröffnungszeremonie lobte Gosdeck ausdrücklich.
Zunächst stürmten die Erdinger Nachwuchsteams aufs Feld, die Spieler der letzten Mannschaft trugen die Trikots der 15 Bayernligisten. Anschließend marschierte die Stadtkapelle Erding aufs Eis, im Gefolge Ligenleiter Frank Butz und Erdings OB Max Gotz, die kurze Grußworte sprachen. Zum Schluss sang Laura Ritter live die Bayernhymne – ein Gänsehautmoment.
Dann gehörte die Arena den Mannschaften, denen die Freude sichtlich anzumerken war, dass sie endlich wieder vor Publikum um Punkte kämpfen dürfen. Und es wurde eine verrückte Partie. Die Sharks, die zu den Mitfavoriten auf den Titel gezählt werden, hielten gleich voll dagegen. Als Erdings Verteidiger Rudi Lorenz versehentlich den Finnen Joonas Huovinen mit dem Schläger im Gesicht traf, erhielt er – weil der Kemptener blutete – eine 2+2-Minuten-Strafe. Doch die Gladiators fuhren einen starken Konter, den Michael Trox zum 1:0 abschloss (5.). Wenig später hatten die Erdinger Fans erneut Grund zum Jubeln. Daniel Krzizok fing hinter dem Tor einen Pass aus der Luft ab, legte zurück auf Florian Zimmermann, der eiskalt zum 2:0 vollstreckte (10.).
Doch nur zwei Minuten danach waren die Sharks wieder im Spiel. In Überzahl zog Wayne Lucas von der blauen Linie ab und überwand Torwart Christoph Schedlbauer zum 1:2.
Der zweite Abschnitt war gerade einmal zwei Minuten alt, da stand es 2:2, als Huovinen abstaubte. Die Gladiators schüttelten sich nach diesem vermeidbaren Gegentreffer kurz, und nur drei Minuten später lagen sie wieder vorne: Marko Babic hatte sich durchgesetzt und den Puck unter die Latte gehämmert. Als Kapitän Philipp Michl bei der ersten Überzahl zum 4:2 einschoss, schienen die Gastgeber auf der Siegerstraße (33.).
Das Schlussdrittel begann mit dem 3:4 der Kemptener in Überzahl durch Eugen Scheffer (42.), ehe erst einmal nichts passierte und dann eine unglaubliche Schlussphase folgte. Die große Chance zum 5:3 hatte Babic, als er alleine auf Schubert zulief, aber scheiterte (52.). In der 54. Minute fälschte Krzizok im Powerplay einen Schuss von Lukas Krämmer zum 5:3 ab, und als Sharks-Coach Gosdeck seinen Torwart früh vom Eis nahm, erhöhte Zimmermann auf 6:3 (56.).
Doch dann zeigten die Kemptener Sharks eine großartige Moral. In die Karten spielte ihnen, dass sich Lorenz und Bernhardt verletzt hatten und Erdings Trainer Thomas Vogl kaum mehr Verteidiger zur Verfügung hatte. Colton Leiter (57.) und Max Schäffler in Überzahl (59.) verkürzten auf 5:6. Gosdeck holte erneut seinen Keeper vom Feld, und sechs Sekunden vor Schluss drückte Daniel Rau den Puck zum 6:6 über die Linie.
Nach torloser Verlängerung trafen im Penaltyschießen Sebastian Busch und Kapitän Michl für Erding, während Schedlbauer nicht zu bezwingen war. So war es letztlich doch noch ein versöhnliches Ende für die Gladiators an einem denkwürdigen Eishockey-Abend.
Statistik
Tore/Vorlagen: 1:0 (5.) Trox (Waldhausen, Borrmann/4-5), 2:0 (10.) Zimmermann (Krzizok, Lorenz), 2:1 (12.) Lucas (Rau/5-4), 2:2 (23.) Huovinen (Bernau, Grötzinger), 3:2 (26.) Babic (Michl, Krzizok), 4:2 (33.) Michl (Krämmer, Busch/5-4), 4:3 (42.) Scheffer (Leiter, Schäffler/5-4), 5:3 (54.) Krzizok (Krämmer, Michl/5-4), 6:3 (56.) Zimmermann (Wagner, Krzizok/5-6), 6:4 (57.) Leiter (Huovinen, Schäffler), 6:5 (59.) Schäffler (Grözinger, Scheffer/5-4), 6:6 (60.) Rau (Schäffler, Leiter/5-4), 7:6 Busch (P) – Zuschauer: 850 – Hauptschiedsrichter: Christoph Ober, Robert Paule – Strafminuten: Erding 20, Kempten 10.
Erding Gladiators – ERV Schweinfurt 6:2 (0:1, 5:0, 1:1)
Nur 22 Stunden nach dem spektakulären 7:6 nach Penaltyschießen gegen den ESC Kempten (siehe Bericht oben) mussten die Erding Gladiators im heimischen Stadion gegen den ERV Schweinfurt Mighty Dogs ran. Und sie gewannen nach anfänglichen Problemen 6:2 (0:1, 5:0, 1:1).
Die Schweinfurter hatten eine katastrophale Vorbereitung hinter sich. Weil sie in ihrer Halle noch kein Eis hatten, mussten sie zum Training in andere Stadien ausweichen. Das Testspiel in Pegnitz wurde abgesagt, weil keine Schiedsrichter aufzutreiben waren, und das für Freitag angesetzte Punktspiel in Ulm wurde von den Gastgeber mangels Eis abgesagt. „Der größte Fehler, den wir machen könnten, wäre, die Schweinfurter zu unterschätzen“, sagte Gladiators-Trainer Thomas Vogl vor der Partie. Er musste verletzungsbedingt neben den schon länger verletzten Schwarz, Gantschnig, Miculka und Furtner auch auf Lars Bernhardt und zwei Torhüter verzichten. Christoph Schedlbauer hatte ein Magen-Darm-Virus außer Gefecht gesetzt, Patrick Mayer war privat verhindert. So stand lediglich Thomas Mende zur Verfügung, der eine souveräne Leistung ablieferte.
Zunächst aber hatte er deutlich mehr zu tun als sein Gegenüber Benedikt Roßberg. Die Gladiators hatten ganz offensichtlich noch schwere Beine von der Kempten-Partie und hatten Mühe, in die Partie zu kommen. So war die 1:0-Führung der Mighty Dogs durch Dylan Hood nicht einmal unverdient (14.).
Im zweiten Abschnitt hatten die Gladiators die Müdigkeit aber aus den Beinen geschüttelt und dominierten jetzt klar. Mit einem Doppelschlag innerhalb von nur 86 Sekunden drehten Marko Babic (23.) und Michael Trox (24.) mit schönen Einzelleistungen die Partie. Und es sollte auch in der Folge das Drittel der Alleingänge bleiben. Trox machte das 3:1, als er einen von ihm abgewehrten Schuss aus der Luft ins Netz beförderte (30.), und Sebastian Busch schloss ein überragendes Solo ganz cool zum 4:1 ab (32.). Der Erdinger Offensivdrang wurde erst von einer zerborstenen Plexiglas-Scheibe gestoppt, die ersetzt werden musste. Nach einer rund 20-minütigen Unterbrechung ging’s weiter, und die Gladiators legten bis zur zweiten Drittelpause noch das 5:1 durch Florian Zimmermann nach.
Im Schlussdrittel war die Partie längst gelaufen, und es tat sich nicht mehr allzu viel. Auf Erdinger Seite durfte sich Youngster Erik Modlmayr über seinen Treffer zum 6:1 freuen (48.), und den Gästen gelang noch das 2:6 durch Lucas Kleider (57.).
Statistik
Tore/Vorlagen: 0:1 (14.) Hood (Bourne, Bär), 1:1 (23.) Babic (Waldhausen), 2:1 (24.) Trox, 3:1 (30.) Trox, 4:1 (32.) Busch, 5:1 (37.) Zimmermann (Michl), 6:1 (48.) Modlmayr (Zimmermann), 6:2 (57.) Kleider (Heckenberger) – Zuschauer: 400 – Hauptschiedsrichter: Stefan Velkoski – Strafminuten: Erding 8, Schweinfurt 10.